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Interview Carsten Domann

2025-04-29 08:57:00 / Allgemein / Kommentare 0

Ich lege das Ohr an die Leine und lasse die Seele baumeln“

Interview mit Drachendesigner Carsten Domann.

Wie hast Du den Bezug zu Drachen erhalten?

Mein Onkel nahm mich mit, einen alten Drachen steigen zu lassen, den er zusammen mit seinem Vater gebaut hatte. Der war groß und schwer und flog nicht, worauf er ein Buch über den Drachenbau kaufte. Zum Glück hat er das von Werner Backes erwischt, denn das war für uns genau das Richtige zum Nachbau bewährter Formen.

Nachdem ich auf Drachenfesten und im Drachenmagazin viele schöne Drachen gesehen hatte, rückte für mich das Design in den Vordergrund. Ich wurde immer kreativer, und so konzentrierte ich mich auf Einleiner. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn ein Drachen, mit dem ich mich über den Entwurf und das Bauen schon lange beschäftigt hat, dann beim ersten Flug abhebt und wie angenagelt am Himmel steht. Dann lege ich das Ohr an die Leine und lasse die Seele baumeln. Da ich beruflich nichts herstelle, ist das Erschaffen mit eigenen Händen ein wunderbarer Ausgleich für mich.

 

Aktuell hast Du einen Eddy für Spiderkites gestaltet, was hast Du Dir ausgedacht?

Als Christoph mich nach einem Design für einen Eddy fragte, fand ich das direkt klasse. Erstens ist der Eddy ist ein toller, klassischer Drachen. Zweitens ist es eine Ehre, in einer Serie zusammen mit solch großen Namen wie z.B. Robert Brasington ein Design zu entwerfen. Es sollte ein für mich typisches Design sein, doch ich verfolge nicht nur einen Stil. So experimentierte ich mit Tribals, Kirchenfenstern und dem Kaleido, der schließlich das Rennen machte. Der Favorit unter den Entwürfen musste sogleich gebaut werden. Zusammen mit meiner Tochter nähte ich anschließend noch einen Happy-Eddy und wir gingen zusammen fliegen. Das hat eine Menge Spaß gemacht.

 

Wie gehst Du an die Gestaltung eines Drachens heran?

Oft verwende ich Anregungen, die ich irgendwo einmal gesehen habe. Das hat meistens gar nichts mit Drachen zu tun. Dann nehme ich ein Blatt, Bleistift und Radiergummi und male drauf los. Dabei steht oft das Design im Vordergrund und die Form des Drachens ergibt sich dadurch.

Ich bin ein Mensch, der sich vorher gut überlegt, wie er was machen kann – also baue ich den Drachen im Kopf einmal durch, bevor ich praktisch loslege. Manchmal ergibt sich dann beim Bauen eine einfachere oder bessere Lösung eines Details – im besten Fall sogar beides.

 

Was schätzt Du besonders an Deiner gestalterischen Arbeit?

Das ist für mich eine schwere Frage. Meisten mache ich einfach und lasse das raus, was ich im Kopf habe. Zum Schluss die Verstärkungen und Taschen auf den Drachen zu nähen, macht mir nicht mehr so viel Spaß. Besonders toll sind einfach die vielen Kleinigkeiten beim Prozess. Wenn ich beim Entwurf X-Mal radiert habe und es dann endlich passt. Wenn ich eine andere Farbe nehme und plötzlich eine Harmonie entsteht. Am Ende natürlich, wenn der Drachen dann fliegt. Das ist unbeschreiblich.

Vielen Dank, Carsten

 


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